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Ruhetag in der Kaiserstadt – Konfuzius-Tempel und Besuch eines historischen "Musterdorfes" (30km)

Am Morgen regnete es intensiv und der Tag schien nicht viel Gutes zu versprechen. Dann aber gab es ein fast europäisches Frühstück mit Toast, Butter, Marmelade und (chinesischem) Rührei sowie richtigem Kaffee - eine sehr willkommene Abwechslung zur chinesischen Nudelsuppe am Morgen. Bananen komplettierten das Frühstück und der Regen hatte auch schon nachgelassen.

Nach entsprechender Beratung beschlossen wir deshalb, mit dem Rädern zum größten chinesischen Konfuzius-Tempel zu fahren und diesen zu besichtigen. Es hätte ausreichend Alternativen gegeben, doch da wir nachmittags noch eine kleine Runde von ca. 30 km zu einem historischen Musterdorf machen wollen, mussten andere Sehenswürdigkeiten unbeachtet bleiben.

Wie vorherige historische Gebäude und Anlagen auch wird das Gelände des Konfuzius-Tempels fest in das Leben der chinesischen Bevölkerung einbezogen, sowohl für religiöse Zeremonien als auch zur Erholung und für sportliche und künstlerische Aktivitäten. Wir begegneten an diesem Vormittag im Tempel sportelnden Omas ebenso wie diskussionsfreudigen bzw. musizierenden Senioren und natürlich verschiedenen Gruppen, welche in den Tempelgebäuden konfuzianische Weisheiten eines Vorsagers zu eintönigem Trommelschlägen nachsprachen. Ich hatte den Eindruck, dass sich zumindest einige der "Gläubigen?" in einem Trance-ähnlichen Zustand befanden.

 

Nach dem beeindruckenden Tempel sattelten wir wieder auf und folgten dem GPS-Track in Richtung Musterdorf. Noch in Jiangshui hielten wir an einem großen Gebäude der Bank of China, weil Dietmar Bernd und Günther endlich ihre mitgebrachten amerikanischen Dollar in chinesische Yuan tauschen wollten. Andere Banken in Kunming und Tonghai hatten dies abgelehnt, doch nun sollte und musste das endlich klappen, da die Geldreserven aufgebraucht waren. Noch ein halbes Jahr vorher hatte so ein Tausch in China keinerlei Probleme bereitet, doch nun wurde scheinbar erst das gesamte Leben unserer Mitradler durchleuchtet, bis sie endlich Geld tauschen konnten. Dieser Vorgang dauerte deutlich mehr als eine Stunde, obwohl kaum Kunden in der Bank waren. Verglichen damit wiehert der deutsche Amtsschimmel nur ganz leise…

Die Weiterfahrt zum Musterdorf war unspektakulär, wenn man vom schlechten Zustand einiger kleiner Straßen und dem relativ starken Verkehr absieht. Das Dorf selbst hinterließ einen eigenartigen Eindruck. Einerseits waren die Hauptstraßen und Wege eindeutig für die Touristen bestens ausgebaut worden, andererseits lebten im Dorf Menschen unter Bedingungen aus früheren Jahrhunderten und führen dieses karge Leben bis heute weiter. Da das Dorf Tuanshan immer wieder von Reisegruppen besucht wird und die Bewohner offensichtlich kaum Schutz genießen, fühlten wir uns teilweise wie bei einem Zoobesuch. Wir spazierten durch ihren Lebensraum wie durch eine Realityshow, nur die zootypischen Gitter fehlten. Auch wegen des unguten Gefühlsgemischs aus Interesse, Rücksicht und Scham hielten wir uns nicht allzu lange dort auf und fuhren auf einer anderen Strecke mit kleinen Wegen zurück nach Jiangshui. Unterwegs hielten wir noch an einer sehr alten, imposanten Brücke. Solche Bauwerke belegen die hohe Kultur und die Baukunst, welche in China schon lange vor dem europäischen Mittelalter bestand.

 

Den Rest des Tages und Abends sahen wir uns individuell in der alten Kaiserstadt um, wobei folgende Fotos entstanden:

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