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Zwei kurze Radetappen (35 + 22 Km) verbunden mit einem Bus-Transfer durch vietnamesisches Hügelland

An diesem Tag sollten wir eine lange Strecke durch relativ ebenes Hügelland zurücklegen. Die Tagestour begann mit einer kurzen Radetappe. Nach einem guten Frühstück in einem zum Hotel gehörenden, mit reichlich poststalinistischem Prunk ausgestalteten Speisesaal verließen wir die Stadt und radelten durch viele kleine, ärmliche Dörfer, wobei auch die Straßen zu einem großen Teil in einem erbärmlichen Zustand waren.

Die unzähligen tiefen Schlaglöcher konnten selbst mit dem Fahrrad nur schwer umfahren werden und alle 4-rädrigen Gefährte hatten echte Mühe mit diesen Straßen und kamen nur sehr langsam voran. Dazu gab es häufig Gegenverkehr, der ebenfalls versuchte, den größten Schlaglöchern auszuweichen. Häufig standen sich dann Autos Stoßstange an Stoßstange gegenüber und mit Hupen und bösen Blicken wurde ausgehandelt, wer denn nun in das große Schlagloch ausweichen muss…

Wir kamen aber auch an ruhigeren Plätzen vorbei und hielten bei einer Arbeiterin, welche auf einem Platz mit einer Einfachen Maschine Glasnudeln herstellte. Der vorbereitete Teig wurde durch eine einem Fleischwolf ähnlichen Maschine in dünne Fäden gepresst, welche dann auf einer mehrere Meter langen Bambusmatte zum Trocknen ausgelegt wurden. Es war recht schwer sich vorzustellen, dass diese Nudeln Tage später im Kochtopf landen würden.

Am Straßenrand verkauften Bäuerinnen ihre Waren. Darunter fanden sich auch dicke lebende Maden, welche wir vor ein paar Tagen frittiert auch schon gegessen hatten. Doch lebend sehen diese Würmer wahrlich nicht appetitlich aus. Auch andere Besonderheiten fielen und auf. So wurden häufig alle möglichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf der Straße getrocknet, was diese auf eine Fahrspur verengte. Das störte aber scheinbar keinen. Wie schon in anderen Gegenden dieser Reise spielte sich auch hier mannigfaltiges Leben direkt am Straßenrand ab. So arbeiten neben den viele Gewerke einfach im Freien, so auch der Friseur, wie im Bild ersichtlich.

An einer Straßenkreuzung mit besonders schlechter Straße verluden wir unsere Räder auf den Klein-LKW von Duong und fuhren selbst ca. 150 km mit einem Bus weiter. Unterwegs machten wir wie häufig an einem Straßenrestaurant halt, um etwas zu essen. Dort gab es unter anderem auch herrlich große , reife und sehr süße Papayas, die einfach prima geschmeckten. Solche Papayas hatte ich in Deutschland noch nie gesehen bzw. gekostet. Der Hausherr des Restaurants lief mit einem kürzlich operierten Bein herum. Da er nur kurze Hosen trug, konnte man das äußerlich montierte und mit dem Knochen verschraubte Edelstahl-Gestell sehen, mit dem der vermutlich mehrfach gebrochene Fuß und Unterschenkel in einer Position gehalten wurde, wie der Knochen wieder zusammenwachsen sollte. Er teilte uns mit, dass sein Bein bei einem Motorradunfall übel gequetscht worden war. Trotz seiner Verletzung humpelte er durchs Haus und versuchte „für Ordnung“ in seinem Restaurant zu sorgen. Der Rest der mitarbeitenden Familie quittierte das mit starren Blicken und so verschwand der Chef bald wieder in den Hinterräumen. 

Aus dem Bus sahen wir viele, manchmal direkt in die Felder eingebettete bestens gepflegte Grabstätten. Duong erklärte uns später, dass alte Menschen innerhalb der Familie hoch angesehen sind und bis über ihren Tod hinaus lange verehrt werden. Entsprechend aufwändig und kunstvoll sind dann auch die Friedhöfe gestaltet, welche meist deutlich besser aussehen, als die Häuser der Lebenden.

Für die letzten 20 km der Strecke stiegen wir noch mal aufs Rad und nach einem mäßigen Anstieg auf heißen und staubigen Straßen fuhren wir in ein postsozialistisches Ressort ein, wo reiche Familien aus Hanoi und Umgebung Urlaub machen. Das Ressort bestand aus einem weitläufigen Gelände mit Hotelanlagen, Swimmingpools und mehreren Sportmöglichkeiten. Nach dem üblichen Schmutzbier und der Inbesitznahme der Zimmer testeten wir natürlich den Swimmingpool und das Thermalbad und gönnten uns schließlich auch die Sauna. In die Sauna folgten uns bald einheimische Gäste, welche allerdings stark verhüllt in der Sauna saßen. Wir hatten aus Rücksicht auf die anderen Gäste unsere Badehosen angelassen, doch zum Verhüllen mit Badetüchern sahen wir keinen Anlass. Da aber immer mehr Einheimische in die Sauna kamen und uns missbilligend anschauten, trollten wir uns bald aus der Sauna und es blieb bei dem einen Saunagang. Wir spürten auch deutliche Unterschiede zwischen der normalen Bevölkerung und diesen Gästen. Diese waren es offenbar gewohnt, dass man sie bevorzugt behandelt und ihnen großen Respekt entgegen bringt. Dafür sahen wir aber keinen Anlass…

Swimmingpool in der Dämmerung
Swimmingpool in der Dämmerung

Etwas abseits im Gelände gab es auch einem Speisesaal, der wohl schon Bonzen aus tief sozialistischer Zeit als Ort zum Dinieren und Feiern gedient hatte. Der frühere Glanz war längst verblasst, nur das Personal glaubte noch, dass es etwas Besonderes sei. So war das Abendessen dort recht teuer und nicht wirklich gut. Der Kellner wies uns dann auch recht steif und förmlich darauf hin, wie wir uns zu verhalten hätten. So was waren wir von den sonst so freundlichen und offenen Vietnamesen nicht gewöhnt. Relativ spät gingen wir zurück zu unseren Zimmern und fielen müde ins Bett.

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