Allmählich ging unsere Reise dem Ende entgegen. Nach einer weiteren ruhigen Nacht in dem in der Halong-Bucht vor Anker liegenden Hotelschiff und einem wiederum guten Frühstück fuhren wir langsam zurück Richtung Hafen. Noch einmal zogen wir an den ins Meer „geworfenen“ Felsen vorbei und erreichten kurz vor Mittag unser Ziel. Leider wurde auch das Wetter zunehmend schlechter, doch es regnete noch nicht.
Im Hafen erwartete uns ein Bus und wir fuhren los Richtung Hanoi. Kaum hatten wir die Küstenregion hinter uns gelassen fuhren wir auf relativ guten und breiten Straßen durch flaches Land welches immer häufiger mit großen Werksgeländen und Hallen bebaut war. Diese Werksgelände unterschieden sich kaum von solchen in Europa, waren mit Zäunen und Kameras gesichert und auf den Dächern prangten die Namen von weltweit bekannten Firmen aus unterschiedlichsten Branchen, häufig jedoch aus dem Bereich der Konsumgüter. In den Orten fielen vor allem die großen Kirchen mit europäischem Baustil auf. Unser Reiseleiter erklärte, dass dies Hinterlassenschaften der hier früher herrschenden Franzosen sind und diese Kirchen auch heute noch mit Geldern aus Frankreich in gutem Zustand erhalten werden. Heute gibt es in Vietnam bereits eine bedeutende Anzahl von Christen, welche einträchtig mit Anhängern vieler anderer Religionen und Glaubensrichtungen nebeneinander leben. Oft vermischen sich im täglichen Leben Bestandteile dieser Religionen, erklärte er uns. Die letzten 30 Kilometer vor Hanoi auf einer autobahnähnlichen Straße wurden dann fast ausschließlich von Werksgeländen großer internationaler Textil- und Elektronikfirmen geprägt. Hier sah man deutlich, dass Vietnam heute ein Teil der sogenannten „Werkbank“ dieser Firmen aus Europa, Japan und den USA ist. Die Löhne sind allerdings nicht mehr ganz so niedrig wie früher und es soll auch dort bereits wieder eine Verlagerung in billigere Länder begonnen haben. Leider existieren keine Fotos von dieser Fahrt, da es den größten Teil der Strecke stark regnete. Erst kurz vor Hanoi ließ der Regen nach und in der Stadt war erstaunlicherweise alles trocken.
Unser Hotel lag mitten in der Altstadt und der Fahrer hatte einige Mühe, sich durch den Feierabendverkehr der engen Einbahnstraßen zu finden. Ich hatte den Eindruck, dass wir mehrmals im Kreise gefahren wären, was vermutlich nicht stimmte.
Wir wurden schließlich an einem kleinen Familienhotel abgesetzt und erhielten Kopien vom Stadtplan der Altstadt sowie Visitenkarten des Hotels, mit denen wir zum Beispiel per Taxi hätten jeder Zeit zurück ins Hotel hätten bringen lassen können. Hanoi ist eine sehr unübersichtliche und quirlige Stadt, wo man als Tourist schnell die Orientierung verlieren kann. Bei unserem anschließenden Rundgang durch die Altstadt beeindruckte zuerst der nie abreißende Strom von unzähligen Mopeds, hier allerdings fast immer von Benzinmotoren angetrieben. Entsprechend hoch war die Lautstärke und es kostet trotz der Erfahrungen mit dem Verkehr in China noch mehr Überwindung zwischen den Mopeds hindurch über die Straße zu gehen.
Die Mopedfahrer sind aber überwiegend rücksichtsvoll und versuche meist hinter dem Rücken der Fußgänger vorbei zu fahren – angehalten hat aber kaum ein Fahrer. Genervt vom Verkehr suchten wir uns später ein ruhigeres Plätzchen und fanden das am sogenannten „Schildkrötensee“ in einem kleinen Biergarten. Dieser See mit dem ihn umgebenden kleinen Park ist eine Ruheoase für die vermutlich stressgeplagte Bevölkerung von Hanois Altstadt und wurde von ihr intensiv für Spaziergänge und sportliche Betätigung genutzt. Rasch wurde es dunkel und auch der Verkehr ließ langsam nach. Deshalb wechselten wir das Lokal und suchten uns in der Altstadt ein ziemlich modernes und nobles Restaurant aus, um dort fürstlich zu speisen. Der Weg zurück ins Hotel war zwar nicht weit, doch wieder war es gar nicht so einfach, ihn tatsächlich auch zu finden. Wir verzogen uns in unsere Zimmer, ließen sie mit Hilfe der Klimaanlage auf ein erträgliches Maß abkühlen und schliefen zufrieden ein.
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