Die Erinnerungen an den Nordsee-Radweg verblassen langsam, weil wir keine Aufzeichnungen von dieser Tour gemacht haben. Doch es gibt einige schöne Fotos. nach langer nächtlicher Zugfahrt von München sind wir am Morgen in Utrecht angekommen, haben unsere Räder beladen und sind nach einem Frühstück Richtung Den Haag aufgebrochen, wo wir uns eine erste private Übernachtung über http://www.wimdu.de/ gesichert hatten.
Der Weg durch den Haag zu unserer Unterkunft "in Strandnähe" war nicht ganz einfach und wir mussten recht häufig die Karte bemühen. Als wir das haus endlich gefunden hatten, waren wir ziemlich überrascht: Ein großes Mehrfamilienhaus! Per SMS hatten wir die nachricht bekommen, dass die Bewohner nicht da sein werden und wo sich der Schlüssel zu Wohnung befindet. Wir wurden argwöhnisch von anderen Bewohnern des Hauses beobachtet, doch ansonsten war alles wie vorher mitgeteilt. Wir schlugen uns per karte zum Strand durch, was mindestens 40 min Fußweg bedeutete. So leer kann Strand sein:
Wir ließen uns es uns gut gehen, erholten uns von der Nacht im Zug und blieben bis zum Sonnenuntergang am Strand, wo wir auch noch gut und reichlich Essen konnten.
Am nächsten Tag starteten wir die Radtour Richtung Ijsselmeer-Damm, was sich später als der schönste Streckenabschnitt der gesamten Radtour erweisen sollte. Der Radweg führte erst aus den Fussball-verrückten Vororten von Den Haag heraus (es begann gerade die Fußball-EM) und bestand dann aus bestem Asphalt. Der Weg führte lange Zeit direkt durch eine hügelige Dünenlandschaft, wobei ich so hohe Dünen vorher nicht gesehen hatte. Störend waren ab dem späten Vormittag nur die vielen schnellen Rennradfahrer, welche diesen herrlichen Weg fürs Training nutzten. Mit unseren bepackten Rädern war es oft schwer, ihnen rechtzeitig auszuweichen.
Nach einer ruhigen Nacht in Callantsoog mussten wir eine schwierige Etappe mit Überquerung des ca. 33 km langen Ijsselmeer-Damms meistern. Die Strecke über den Damm zwang uns zum ersten mal in unserem Radfahrerleben zum Windschatten-Fahren. Der Gegenwind war so stark, das wir uns immer schon nach wenigen Minuten abwechseln mussten. Unsere Radtaschen wirkten wie Segel und wir fuhren oft mit weniger als 50 cm Abstand hintereinander - sehr anstrengend und eintönig. Auf der neben dem Radweg liegenden Autobahn kamen uns viele LKW's entgegen, die uns dann auch noch anhupten - vielen Dank! Mit verbissenem Gesicht kamen wir schließlich am Ende des Dammes an.
Völlig geschafft suchten wir uns eine Unterkunft in Harlingen und ich musste erst mal eine stunde schlafen. Danach bummelten wir noch durch den Ort, der aber außer einem Hafen mit alten Booten und eines Docks mit dem in Arbeit befindlichen Nachbau eines alten Segelbootes nicht viel zu bieten hatte.
Wegen Dauerregens sind wir am folgenden Tag nicht aufs Rad sondern in einen Zug nach Leeuwarden gestiegen. Vielleicht lag es auch am Wetter, dass wir dort nichts Interessantes entdecken konnten und schon nach wenigen Stunden zurück nach Harlingen fuhren - ein Tag zum Vergessen. Auf der nächsten Etappe begegnete uns erstmals eine Landschaft, die uns viele weitere Tage begleiten sollte: Hinter dem Damm eine meist relativ gute Straße (Beton oder Asphalt und daneben weites, flaches, saftig grünes Grasland mit hellen Flecken - große und kleinere Schafherden. Diese verwandelten auch die Straße in einen einzigen Misthaufen verwandelt, dem man nicht ausweichen konnte.
Die Tour entlang des schier unüberwindbaren Deiches und immer gegen den Wind führte uns am nächsten Tag in die Seehunde-Auffangstation Pieterburen. Dort werden Tiere wieder aufgepäppelt, die krank oder verletzt im Wattenmeer gefunden wurden. So soll deren Art an der Nordsee erhalten werden.